Drehbücher

Als mich Marie Amsler (Drehbuchautorin, MA Screenwriting UK)) vor einigen Jahren auf das Thema "Drehbuchschreiben" ansprach, hatte ich nicht die leiseste Ahnung, auf was ich mich da einließ. 

 

Wenn man einen Roman schreiben will, kann man sich erst einmal einfach hinsetzen und loslegen. Man schreibt, was einem einfällt. So war es jedenfalls bei mir, und erst nach geraumer Zeit musste ich feststellen, dass man sich ohne "Struktur" binnen kürzester Zeit heillos verstrickt. 

 

Selbstverständlich braucht man für das Schreiben eines Romans einen Plan. Und man muss wissen, wie die Geschichte ausgeht, bevor man überhaupt den ersten Satz aufs Papier bzw. den Bildschirm setzt.

 

Das ist beim Drehbuch-Schreiben nicht anders. Aber darüber hinaus sind noch viele andere Dinge notwendig. Denn so ein Drehbuch verlangt das Respektieren von einer ganzen Menge an formalen Regeln, die man erst einmal lernen muss. Und eine Struktur, die beim Drehbuch-Schreiben notwendig ist, ist wie das Erlernen eines Handwerks. Aber das Schlimmste dabei ist: Ein Drehbuch ist KURZ.

 

Während man sich als Romanschreiber je nach persönlichem Gusto und Stil "in epischer Breite" austoben kann, gilt beim Drehbuch (denn so sind etliche Drehbuchprogrammme wie Final Draft zur korrekten Formatierung angelegt) die Faustregel: Eine Seite Drehbuch = 1 Filmminute.

Ja genau, das Drehbuch für einen Spielfilm von 1 1/2 Stunden sollte nicht viel länger als 90 Seiten sein.

Als Neuling schluckt man da schon. Und kürzt. Und kürzt. Und kürzt, denn wenn man das nicht tut, kommt die Mentorin und stellt einen "in den Senkel".

 

Immerhin ist es mir geglückt, ein Drehbuch zu einem Kurzfilm zu erstellen, mit dem meine Mentorin zufrieden war. Und durch glückliche Umstände, die ich auch ihr zu verdanken habe, wurde meine Drehbuch-Idee zwischenzeitlich sogar verfilmt. 

 

Das Drehbuch ist nun eine Ko-Produktion von Marie Amsler und mir, Regisseur war Jean Michel Ameil.

 

Genre: Horror!!!

Obwohl ich mir selbst nie Horrorfilme anschauen würde (da könnte ich nachts nicht schlafen!), habe ich ein Drehbuch in diesem Genre geschrieben.

Das Grauen, das Lilith (so der Titel) auslöst, ist subtiler Art. Es fließt kein Blut. Aber vielleicht gefriert dem einen oder anderen ein wenig das Blut in den Adern... Und so manche betrogene Frau wird schmunzeln am Ende.

 

Neugierig geworden?

 

Zum Hintergrund: Lilith ist nach der Thora und Kabbala die erste Frau Adams, die diesen aber schlichtweg ablehnte und sich dem Willen Gottes nicht beugen wollte. Gott verdammte sie dazu, auf der Erde als Dämon zu existieren. In den USA ist die Figur der Lilith übrigens ein Symbol in der Frauenbewegung.

 

Der Film heißt "Lilith"

(Registriert unter http://www.imdb.com/title/tt5931654/?ref_=fn_tt_tt_21)

 

Hier können Sie den Kurzfilm anschauen (Französisch mit englischen Untertiteln):

 

https://vimeo.com/177945534

 

 

Witziges Detail bei den Dreharbeiten war, dass SAM noch nie gerne Alkohol getrunken hat, während LILITH den Stress beim Dreh einiger Szenen mit viel Champagner wegspülte.

 

Nach diesem ersten Erfolg machte ich mich an ein längeres Drehbuch. Es ist die Adapation zur Rentner-Disco in Spielfilmlänge. Leider ist die Welt der Filmemacher noch viel komplizierter als die Buchszene. Bisher hat sich noch keine Produktionsfirma dazu entschließen können, das Drehbuch zu verfilmen. Aber mein Verleger arbeitet unermüdlich an neuen Kontakten. Vielleicht wird es irgendwann ja doch noch mal soweit sein, dass man sich meine Rentner-Disco im Fernsehen anschauen kann. 

 

 

Das Drehbuch-Schreiben habe ich zugunsten meiner "ersten Liebe", dem Romanschreiben, auf Eis gelegt.